Gesunde Ernährung? Die Antwort liegt IN dir!

Gesunde Ernährung – das Thema liegt in aller Munde. Und in unserem Kopf blinken häufig tausende Fragezeichen. Was genau verstehen wir unter gesunder Ernährung? Ist das, was und als gesund verkauft wird, wirklich immer so gesund, oder sollen wir das nur glauben, damit wir als Konsument*innen immer fleißig weiter kaufen und die Kassen klingeln? Machen  wir uns mit dem Thema eigentlich mehr Stress und gefährden wir damit unsere Gesundheit vielleicht sogar noch mehr?  Kennen wir uns im Kennzeichnungs-, Zertifizierungs- und Gütesiegeldschungel überhaupt noch aus? Misstrauen und Angst prägen unser Einkaufs- und Ernährungsverhalten. Oder wir gehören zu jenen, denen das alles ohnehin viel zu umständlich ist, die völlig unreflektiert mit dem Strom mitschwimmen. Die Meinungen zum Thema gesunde Ernährung gehen sehr weit auseinander. Und häufig sind Gespräche darüber sehr emotionsgeladen  und voller Vorwürfe und RatSCHLÄGE.

Mein Zugang zum Thema Ernährung

Ich beschäftige mich seit fast 20 Jahren bewusst und intensiv mit dem Thema Ernährung, und zwar aus mehreren Perspektiven: Ich selbst war seit meiner frühesten Kindheit mit den verschiedensten Erkrankungen konfrontiert und dementsprechend auch mit den unterschiedlichsten Ernährungsempfehlungen, Verboten und Ratgebern. Dabei habe ich einiges erlebt. Die für mich schrägste Erfahrung war der Besuch bei einem Ernährungsspezialisten, der für mich ein individuelles und seiner Meinung nach optimales Ernährungsprogramm zusammengestellt hat. Der Haken an der Sache: kein einziges Lebensmittel war im Umkreis von 100 km in irgendeinem Geschäft erhältlich, geschweige dass es vielleicht sogar bei uns wachsen würde.

Als Mutter von vier Kindern begleitet mich das Thema seit der ersten Schwangerschaft. Ich könnte ganze Bücher über Empfehlungen, Studien, Werbung… über die optimale Ernährung von Schwangeren, Babies, Schulkindern, Jugendlichen schreiben. All diese Informationen sind in der Theorie vielleicht sogar nachvollziehbar und logisch, die Praxis sieht dann doch etwas anders aus. Kinder (sogar schon Babies) halten sich nämlich nicht an Ratschläge und Empfehlungen, sie haben ihren eigenen Willen, ihr eigenes Taschengeld, ihre eigenen Vorlieben und Abneigungen. Das kann dann ganz schön stressig werden für alle Beteiligten und artet nur all zu oft in Vorwürfen, Zweifel und Resignation aus.

Als Bäuerin bin ich an der Lebensmittelproduktion ganz nah dran. Und auch am Kennzeichnungsdschungel, an der Unsicherheit und den Fragen der Kund*innen, an Diskussionen rund um das Thema Ernährung. Dabei fällt mir ganz besonders auf, dass Menschen Angst haben. Angst vor Krankheiten wie der Vogelgrippe und BSE, Angst davor, belogen und betrogen zu werden und Angst vor Getreide (Gluten), tierischem Eiweiß… . Die deutsche Kabaretistin Monika Gruber meint dazu überspitzt: „Früher hatten die Menschen Angst vor’m Russ‘, heute haben sie Angst vor Gluten.“

Mir fällt auch auf, dass sich niemand mehr auszukennen scheint ob der Vielzahl von Gütesiegeln, gefährlichen Inhaltsstoffen, Studien und solchen, die sie widerlegen. Und mir fällt auf, dass immer mehr Menschen aktiv werden, kritisch hinterfragen und beginnen, bewusst zu handeln. Nur, wo anfangen?

Was ist denn nun „die“ gesunde Ernährung?

Ist sie vegetarisch oder vegan oder darf es auch etwas Fleisch sein? Bio, regional und saisonal oder global? Mit viel Liebe selbstgekocht oder darf’s auch mal Fastfood sein? Zuckerfrei, glutenfrei, frei von künstlichen Aromen und anderen gefährlichen Inhaltsstoffen? Ist Stillen die einzig wahre/gesunde Ernährung für Ihr Baby und Cholesterinfreie Magarine für Oma? Und wo bitteschön bleibt der Genuss?

Bei all der Vielfalt und den Möglichkeiten, die wir heute haben, scheint es umso undurchsichtiger und schwieriger zu sein, sich gesund bzw. genussvoll zu ernähren. Der Opa einer lieben Freundin meint dazu: „Das Thema Gesunde Ernährung ist überhaupt erst mit dem Überfluss in die Welt gekommen. Zu seiner Zeit waren die Menschen froh, überhaupt etwas zu essen zu haben.“ Dem kann ich durchaus etwas abgewinnen, wenn ich mir ansehe, mit welchen Zivilisationskrankheiten wir heute konfrontiert sind oder wie alt meine Großeltern geworden sind, die sich ihr Leben lang nie darum gekümmert haben, ob das jetzt gesund ist oder nicht. Sie haben ihr Leben gelebt, eingebettet in den Jahreskreis gegessen, was gerade verfügbar war, oder eben auch nicht, wenn die Vorräte im Spätwinter langsam zu Ende gegangen sind – eine natürliche Fastenzeit sozusagen. Heute geben wir für Fastenkuren sehr viel Geld aus.

Worauf ich hinaus will, ist Folgendes: Wir haben bei all der Fülle und dem Überfluss, gesteuert von Profitgier, Angst und Bequemlichkeit die Verbindung zu uns selbst verloren. Wir haben das Gespür dafür verloren, was uns wirklich gut tut, was uns stärkt und was uns schwächt. Wir haben die Verbindung zur Erde, unserem natürlichen Rhythmus und einem höheren Bewusstsein verloren. In der Fachsprache nennen wir diesen Zustand „Dissoziation“. Damit ist die Trennung von geistig-seelischen Aspekten vom physischen Körper gemeint. Dissoziation ist ein Fluchtverhalten.  Die Lebensenergie kann aber nur frei fließen, wenn wir zentriert, also in unserer Mitte sind, wenn Körper, Geist und Seele eins sind. In diesem zentrierten Zustand sind wir uns selbst bewusst, nehmen unsere Bedürfnisse und Gefühle wahr, handeln eigenverantwortlich und fühlen uns den Stürmen des Lebens gewachsen. Im dissozierten Zustand sind wir manipulierbar und verletzlich, schwach und anfällig für Fremdenergien. Hier wird deutlich, wie wichtig und wertvoll die Verbindung zu uns selbst ist und wie unangenehm das für das bestehende System sein könnte.  Ich wage sogar zu behaupten, dass dieses Getrenntsein von Körper, Geist und Seele von verschiedensten Stellen ganz bewusst so gesteuert wird. Verschwörungstheorie hin oder her, Menschen, die sich klein und schwach, krank und ausgeliefert fühlen, sind leichter manipulierbar und das lässt die Kassen der verschiedensten Branchen ja bekanntlich ordentlich klingeln. Aber das ist ein anderes Thema und würde den Rahmen hier bei Weitem sprengen.

Konzentrieren wir uns besser wieder auf uns selbst

Unsere Ernährung ist eine sehr persönliche und intime Angelegenheit. Die Art und Weise, wie wir uns ernähren, spiegelt unser Bewusstsein und unser Innerstes. Ob ich völlig unreflektiert und unbewusst alles in mich reinstopfe, oder peinlichst genau und beinahe schon zwanghaft darauf achte, was ich zu mir nehme und alles dazwischen ist Spiegel meiner Seele und all meiner Erfahrungen und Gefühle. Unverträglichkeiten, Allergien und Krankheiten haben im ganzheitlichen Sinn immer auch einen geistig-seelischen Anteil, den es mitzuberücksichtigen gilt. Wenn wir wieder lernen, uns auf uns selbst zu konzentrieren und die Signale unseres Körpers wahrzunehmen, lange bevor sie sich als Schmerzen, Krankheiten, o.ä. bemerkbar machen, spüren wir ganz genau, welches Lebensmittel, welche Ernährungsform, aber auch welche Menschen und Situationen uns stärken bzw. schwächen.

Wenn es in der Überschrift dieses Textes lautet: „Die Antwort liegt IN dir“, dann ist damit genau das gemeint. Die Weisheit unseres Körpers ist genial. Sie ist aber auch leise, meistens zumindest bzw. je dringlicher, umso lauter in Form von deutlicheren, unbequemeren und schmerzhafteren Hinweisen. Leider lernen wir in unserer Kultur von frühester Kindheit an, Antworten auf unsere Fragen im Außen zu suchen. Und so haben wir über die Jahrhunderte verlernt und verloren, was ganz natürlich in uns angelegt ist und immer verfügbar wäre. Voraussetzung dafür ist, zwischendurch auch einmal langsamer zu werden, innerlich zu bremsen und uns ganz bewusst auch einmal auf uns selbst zu konzentrieren. Aber Achtung! In diesem Zustand könnten wir wahrnehmen, wovor wir uns bisher so erfolgreich abgelenkt haben oder ablenken ließen.

Warum ist eine gute Zentrierung gerade hier so wichtig? Ich möchte mit einem konkreten Beispielen darauf antworten:

Muttermilch ist die beste und gesündeste Ernährung für Ihr Baby. Soweit so klar. Ja, dieser Meinung bin ich grundsätzlich auch. Doch immer wieder begegne ich Müttern, die ein unglaublich schlechtes Gewissen haben und sich massive Vorwürfe machen, weil sie aus welchen Gründen auch immer nicht stillen können. Widerwillig, traurig und von sich selbst enttäuscht verwenden sie künstliche Babynahrung. Sie fühlen sich als Versagerin, als schlechte Mutter. Eine Mutter, die eine gute Verbindung zu sich selbst hat, spürt tief in ihrem Innersten, dass das Wichtigste und Gesündeste für ihr Baby ihre Liebe und Zuneigung, ihre Präsenz ist. In solchen Fällen können wir doch froh und dankbar dafür sein, dass es diese „zweitbeste“ Lösung zur Ernährung unserer Babies überhaupt gibt! Das als Vorwand für die eigene Bequemlichkeit zu verwenden, hat übrigens nichts mit Liebe und Zuneigung zu tun.

Schließlich gilt es im Zusammenhang mit dem Thema gesunde Ernährung vielleicht auch noch etwas weiter über den Tellerrand hinauszublicken: Ist es gesund, sich dem Stress und der Hektik unserer Zeit hinzugeben, und kaum mehr Zeit für ein achtsam und liebevoll zubereitetes Essen zu haben? Ist es gesund, hochverarbeitete und weitgereiste Nahrungsmittel zu verwenden und dabei die Gesundheit von Mutter Erde völlig auszublenden? Ist es gesund, jederzeit alles im Überfluss zur Verfügung zu haben und dabei die Dankbarkeit zu vergessen? Ist es gesund, sich zwanghaft an strenge Ernährungsregeln zu halten und dabei Genuss, Lebensfreude und Vielfalt aus dem Leben zu verbannen? Und schließlich die alles entscheidende Frage: Ist es gesund, die Antwort auf all diese Fragen im Außen zu suchen, geldgierige Konzerne, machtgeile Politiker und selbsternannte Gurus über unser Wohlbefinden entscheiden zu lassen? Die Antwort liegt IN dir! Wenn wir es schaffen, jede*r da, wo er/sie es am besten umsetzen kann, wieder eigenverantwortlich, selbstbewusst und im Vertrauen auf das Große Ganze zu handeln, leisten wir einen wertvollen Beitrag. Im eigenen Tempo, Schritt für Schritt weiterzugehen, sich zu entwickeln, dazuzulernen kann eine unglaubliche Bereicherung für unser Wohlbefinden und die Gesundheit unseres wundervollen Planeten sein.

Es gäbe noch unzählige Beispiele, die klar machen würden, was hinter unserem Ernährungsverhalten liegt. So unterschiedlich die Einzelheiten auch sind, so klar ist ihr gemeinsamer Nenner:  Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile (Aristoteles 384-322 v. Chr.). Die feinstoffliche Schwingung, die Emotion, die untrennbar mit der Produktion, der Zubereitung und dem Verzehr verbunden ist, reicht weit über Ernährungsstudien, Werbung und Trends hinaus. In diesem Sinne wünsche ich Dir den Mut zu Zentrierung. In der Verbindung zu uns selbst, zu unserem Herzen, zum Herzen von Mutter Erde und Vater Himmel liegt der Schlüssel zur gesunden Ernährung für uns alle, für Mensch, Tier und Natur.

 

Herzlichst

Sylvia Astner